Hörbücherei des BSVÖ am Weltpoesietag: Das sind die Gewinner:innen des Gedichtwettbewerbs!

21.03.2023

Wort-Fahrten mit der Hörbücherei des BSVÖ

Literatur kann uns in fremde Welten begleiten, uns Türen zu nicht gekannten Menschen und Orten öffnen, kann trösten, entführen und erweitern. Aber nicht alle Menschen können auf das geschrieben Wort zugreifen. Wird Literatur nicht barrierefrei angeboten, ist es für blinde und sehbehinderte Menschen oft unmöglich, ein Werk zu lesen. Barrierefrei, das bedeutet: jede Person kann ungeachtet ihrer Voraussetzungen auf das Buch zugreifen, kann es lesen oder sich vorlesen lassen und kann so in den Genuss von Literatur, Sachbüchern, Magazinen und vielfältigen Informationen kommen. Die Hörbücherei des BSVÖ produziert und verleiht barrierefreie Hörbücher für alle Menschen, die kein konventionelles (also gedrucktes) Buch lesen können. Somit trägt sie einen wichtigen Teil zur gleichberechtigten kulturellen Teilhabe und zum Zugriff auf barrierefreies Informationsmaterial bei.

Weltpoesietag poetisch!

Zum Weltpoesietag haben wir Ihre Gedichte gesammelt und mit viel Freude gelesen. Der Jury (bestehend aus Mitarbeiter:innen des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich sowie der Hörbücherei) hatte die schwierige Aufgabe, drei Gewinner-Texte auszusuchen, die ein Hörbuchpaket zugeschickt bekommen. Nun aber stehen sie fest! Hier kommen die Gewinner-Texte!

Tag der Poesie Gedichtwettbewerb 3. Platz 2023 BSVÖ © BSVÖ  Logo BSVÖ, Logo Hörbücherei, Logo Vorlesetag.

1. Platz

Fragen wir uns, was die Zukunft bringt,

Fragen wir uns, wie es weitergeht.

Fragen wir uns, wo unser Platz ist,

Fragen wir uns, wer wir sein werden.

 

Das Jetzt lässt uns innehalten

Das Jetzt gibt uns die Ruhe,

Das Jetzt hilft uns besinnen.

 

Wo finden wir uns noch in dieser wirren Zeit

mit ungezählten Worten und Bildern bei  jeden Atemzug

Wo finden wie ein Gegenüber, mit dem wir Fragen teilen können.

 

In unserem Innenleben finden wir

Die Zuversicht, die tragen kann bis zum neuen Tag

In unserem Innenleben wohnt

Die Zuversicht, die  Hoffnung gibt, auch ohne Lösung, ohne Sicherheit

 

Das Jetzt lässt uns innehalten

Das Jetzt gibt uns die Ruhe,

Das Jetzt hilft uns besinnen.

 

In Zeitenwenden, wenn alles unsicher scheint,

In Zeitenwenden, wenn das Alte zerbricht,  die Welt sich wandelt,

In Zeitenwenden, wenn wir um die Zukunft ringen.

 

Dann treiben unsere Wünsche  uns voran,

Dann treiben unsere Ziele uns, damit wir nicht einfach stehenbleiben

Dann treiben unsere Träume uns, damit wir weitergehen,

auch wenn wir wanken.

 

Die Welt braucht uns und unsere Taten.

- Manuela Steger, Manusch

2. Platz

Der Fluss des Lebens

 

Das Leben ist wie ein Fluss,

manchmal sanft und manchmal rau.

Wir treiben auf ihm dahin,

geführt von seiner unbändigen Kraft.

 

Manchmal denken wir, wir haben die Kontrolle verloren,

doch der Fluss ist unser Wegweiser.

Wir müssen lernen, uns ihm zu überlassen,

ihn zu respektieren und zu verstehen.

 

Manchmal sind wir mutig und kämpfen gegen den Strom,

manchmal lassen wir uns einfach treiben.

Und manchmal, wenn der Fluss zur Ruhe kommt,

seine Oberfläche glasklar, dort spiegeln wir uns wider.

 

Manchmal werden die Wellen zu hoch,

sie drohen uns zu ertränken.

Doch wenn wir lernen, mit ihnen zu schwimmen,

können wir sie bändigen.

 

Am Ende mündet der Fluss ins Meer,

wo er Teil des Ganzen wird.

So wie jeder Fluss im Ozean endet

miteinander verbunden, zusammengehört.

 

- Jakob B.

 

3. Platz

Tango Argentino
Zum 100. Geburtstag von Astor Piazzolla (1921-1992)

 

Auf der Bühne steht er schon
Schwarzer Hut, tief im Genick
Der Mann mit dem Bandoneon
Die Füße lauern unterm Tisch.


Die Augen glitzern durch den Saal
Wir lauschen auf den ersten Ton.
Du stehst im Schatten an der Wand,
Doch deine Blicke spür ich schon.


Als öffne sich ein Spalt voll Licht
Leuchten die Klänge in den Raum
Der erste Schritt, der erste Gruß
Ich folge dir leicht wie im Traum.


Und unsere Hände finden sich
Wir fügen uns in einen Fluss
Hasst du mich oder liebst du mich
In diesem Tanz voll Leid und Lust?


(Refrain:
Denn dieses ist der Tanz
Von Nähe und Distanz
Kaum geh ich auf dich zu
Schon entfernst du dich
Und wende ich mich ab
Umschlingst du mich
Drehe ich mich weg
Berührst du mich
Mach zwei Schritte auf dich zu
Und alles wendet sich.)


Ein Tanz zu zweit oder allein
Ob ich dir wirklich folgen kann?
Verlässt du mich, lässt du mich sein
Bin ich die Frau, bist du der Mann?


Doch deine Hände halten mich
Wie eine Blume zart und fest
Wir schweben wie im Wind dahin
Verweben uns auf dem Parkett.


Die Klänge des Bandoneon
Treiben uns schnell und schneller an
Und immer rauer rollt der Ton
In einem Wirbel voller Glanz.


Dann – wie ein Riss in unsere Welt
Stocken die Klänge, stirbt das Licht
Der Tanz verebbt, der Vorhang fällt
Du lässt mich und ich lasse dich.

- Dorothee Kremer

Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich und die Hörbücherei des BSVÖ danken allen Einsendenden für ihre Gedichte und gratulieren den Gewinner:innen!

 

Hier geht es zur Homepage des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich (BSVÖ): www.blindenverband.at